Mit der Gründung eines Fußballvereines im damaligen Flüchtlingslager Kematen wurde bereits im Jahre 1946 der Grundstein für den heutigen SV Kematen gelegt.

Am 5. Juni 1946 beantragte man beim TFV die Anmeldung des SV „Süd-Ost“, dem Ansuchen wurde aber mit der Begründung, daß ausländische Sportler als geschlossener Verein vom TFV nicht aufgenommen werden, eine Absage erteilt.

Sämtliche Spieler und Funktionäre waren nämlich Volksdeutsche (Donauschwaben) aus dem rumänischen/ungarischen/jugoslawischen Raum, die nach dem 2. Weltkrieg ausgesiedelt wurden und in Kematen vorläufig eine Heimat und einen Job fanden.

Im Herbst 1947 war es dann aber soweit! Mit der Gründung des ASV (Arbeiter Sportverein) Kematen nahm das Fußballgeschehen auch offiziell seinen Lauf. Karl Zakosztelsky, Rudolf Becker, Daniel Diel, Filipp Burger, Peter Göttel, Ignatz Dauner, H. Strajin, Naz Dauner, Jakob Billiard jun. und sen., Josef Welsch und Stefan Geyer waren die ersten Funktionäre der Gründerzeit.

Die erste Kampfmannschaft in Kematen mit dem Gründungsmitglied Lorenz Schuhmacher.

Als  Sportplatz diente zunächst noch eine Wiese am Michlfeld, ein Jahr später übersiedelte der SV auf den am südlichen Ortsausgang gelegenen Sportplatz, der von Spielern und Funktionären in vielen mühsamen Stunden in Eigenregie geebnet wurde. Gekickt wurde damals unter primitivsten Bedingungen: Die Schuhe, selbst erzeugt, hatten aufgenagelte Lederstoppeln, und statt zu duschen, erfrischte man sich im kalten, hinter der Umkleidehütte vorbeifließenden Mühlbachl.

Turnier auf dem am südlichen Ortsausgang gelegenen Messerschmittplatz.

So kämpfte man um die Meisterschaft in der untersten Klasse mit, wobei die laufende Veränderung der Mannschaftszusammensetzung aufgrund dauernder Abgänge und Zugänge Schwierigkeiten mit sich brachte.

Auch der Messerschmittplatz, im heutigen Industriegebiet (Alpine-Mayreder) gelegen, bereitete immer wieder Probleme, da einerseits mit den Pächtern jedes Monat ein eigener Vertrag aufgestellt werden mußte und andererseits, da der Platz einer schiefen Ebene glich, so daß jeweils eine Mannschaft „bergauf“ spielen mußte.

Als im Jahre 1949 das Betreiben einer Nachwuchsmannschaft Pflicht wurde, entschloß man sich in Kematen, eine Jugendmannschaft ins Leben zu rufen. Dort reiften die ersten dorfeigenen Spieler wie Karl Hörmann, Walter Vanzetta, Johann Vorauer und Walter Plattner heran.

Eine der ersten Jugendmannschaften in Kematen. Mit dabei Gutjahr, Maier, Pechinger, Vanzetta, Stabentheiner, Baumstark, Oster, Gauer, Lung und Berger.

 

Ergänzt wurde dieser Stamm häufig durch auswärtige Spieler. So kamen u.a. nach dem Aufstand in Ungarn 1956 zahlreiche brillante Spieler nach Kematen, die zwar nie lange blieben, in der kurzen Zeit aber Kematen zu einer wahren Hochburg des Fußballs machten.

Der 11:0 Heimsieg gegen den FC Wacker wird sicherlich noch einigen in guter Erinnerung sein!

Die schwierigen Zeiten förderten auch den Zusammenhalt der Vereinsmitglieder, wozu besonders auch die vielen gemeinsamen Festivitäten im Bereich des alten Sportplatzes beitrugen, der 1959 erstmalig von der Gemeinde unter Bürgermeister Dr. Rudolf Ostermann großzügig saniert wurde.

Die Kemater Mannschaft im Jahre 1956. Stehend von l. n. r.: Geier, Schober, Lung H., Tratter, Zenger, Oster, Segat, Dissinger. Kniend v. l. n. r.:Bretter, Kolmar, Kreuter, Baumstark, Szibor.

 

Und mit der Kameradschaft kam auch der sportliche Erfolg. Insgesamt dreimal sicherten sich die Kemater in den späten 60-iger Jahren den Meistertitel in der Klasse Innsbruck und Umgebung, den lang ersehnten Aufstieg in die Landesliga erreichte man aber erst im Jahre 1960, zuvor mußte man sich immer in der Aufstiegsqualifikation geschlagen geben.

Spieler wie Fredl Kräuter, Fritz Schwaiger; Franz Berger, Siegfried Schober, Michael Leimböck, Heinz Engl, Sepp Ackermann, Rudi Philipps, Horst Unterpertinger, Hans und Peter Lung, Max Segat, Alois Schöpf, Helmut Raitmair, Karl Baumstark und Hans Ostermann bildeten die jubilierende Aufstiegsmannschaft.

1960 – Die erste Meistermannschaft des SV Kematen. Stehend v. l. n. r.: Engl, Philips, Klingenschmid, Unterpertinger, Ostermann, Schöpf, Segat, Hacker. Kniend v. l. n. r.: Ackermann, Raitmaier, Kreuter, Schwaiger, Albrecht, Berger.

 

Mit der erfolgreichen Qualifikation gegen Haiming und Kirchbichl brach für den ASV Kematen, durch den Beitritt zum ASVÖ ab 1962 SV Kematen, ein völlig neues Kapitel der Vereinsgeschichte an: Der Eintritt in den elitären Kreis des zwölf besten Mannschaften Tirols machte eine intensivere und professionellere Vereinsarbeit notwendig.

So wurde die Jugendarbeit forciert, um die Mannschaft mit Talenten aus dem eigenen Dorf aufzufüllen und den Verein mehr in das Dorf zu integrieren.

Diese Verjüngerung erwies sich in der Folge als erfolgreiche Maßnahme: So schafften die Kemater Fußballer im Jahre 1963 sogar den Vizemeistertitel in der Landesliga.

In seinem fast zwei Jahrzehnte umfassenden Landesligadasein brachte das Kemater Team konstant gute Leistungen, meistens rangierte man im oberen Mittelfeld der Tabelle, und geriet man in Abstiegsgefahr, so konnte man die zum Klassenerhalt entscheidenden Spiele gewinnen.

Zu einer wahren Überlebensfrage entwickelte sich aber der Bau einer neuen Sportstätte, denn um auch weiterhin in der Landesliga zu verbleiben, war eine moderne Neuanlage unerläßlich.

Die Grundzusammenlegung unter Bürgermeister Dr. Ostermann ermöglichten in den 60-iger Jahren  den lang erhofften und notwendigen Bau einer neuen Sportanlage, die am 8. September 1968 eröffnet wurde.

Feierliche Eröffnung des neuen Sportplatzes. Im Bild v. l. n. r.: Koschier, Schwaiger, Konrad, Lung P., Berger, Engl, Jordan W., Nagl, Ostermann, Jordan H., Segat, Cirolini

 

Nach 18-jähriger Zugehörigkeit zur Landesliga wurde im Jahre 1977 der wohl größte Erfolg in der Vereinsgeschichte erreicht: der Aufstieg in die Alpenliga unter Trainer Heinz Engl.

Bei der Premiere in Hallein, das Spiel wurde mit 1:2 gewonnen, waren folgende Spieler unter dem neuen Coach Franz Cirolini dabei: Furtner; Unterpertinger, Koschier, Bucher, Wakonig; Jordan, Hacker, Einwaller, Kaltenböck; Abfalterer W., Monz und als Austauschspieler Nagel.

Als Prügelknabe und Abstiegskandidat gestempelt, entwickelte sich die Kemater Mannschaft in ihrem dreijährigen Alpenligadasein zu einer wahren Bereicherung für diese Liga.

Die erfolgreiche Alpenligamannschaft. Stehend von l. n. r.: Obmann Nagl, Trainer Cirolini, Jordan, Mark, Jäckl, Kaltenböck, Koschier, Leipert, L. Bucher, Nagl, W. Abfalterer, Sektionsleiter Klingenschmid Kniend von l. n. r.: Monz, Einwaller, Wakonig, Klotz, Furtner, Schaffenrath, Hacker, P. Abfalterer und Gasteiger

 

1979 wurde dann mit dem Bau einer Mehrzweckhalle und des Trainingsplatzes mit Flutlichtanlage begonnen, die 1980 fertiggestellt wurden, den Aktiven aber leider kein Glück brachten, mußte man doch im selben Jahr aufgrund der Auflösung der Alpenliga wieder in die Landesliga zurück.

Das von Ing. Sepp Rohrmoser zur Mehrzweckhalle umgebaute „Österreich-Haus“ der Alpinen Ski WM in Garmisch

Nach fast einem weiteren Jahrzehnt in Tirols höchster Spielklasse, der Tiroler Liga musste die Mannschaft 1989 den bitteren Gang in die Landesliga West antreten.

Damit war der SV Kematen von der tirolweiten Fussballlandkarte vorerst verschwunden. Aber bereits 1992 gelang als Zweiter der Landesliga West (Meister Landeck) der Wiederaufstieg in die Tiroler Liga. Allerdings ging es bereits nach zwei Saisonen wieder zurück in die LLW.

In der Saison 1995/96 schaffte die Mannschaft von Trainer Günther Schieder dann Unvorstellbares: mit 63 Punkten und einem schier unglaublichen Saisonfinale (3:2 Sieg gegen Steinach in der 89. Minute) gelang der Mannschaft der Meistertitel in der Landesliga und somit der erneute Aufstieg in Österreichs vierthöchste Spielklasse!

Die Meistermannschaft der Saison 1995/96. Stehend v. l. n. r.: Weber, Haider, Weger, Holzknecht, Engl, Hauser, Köck, Trainer Schieder Sitzend v. l. n. r.: Glänzer, Wiedenhofer, Bertsch, Ostermann M., Todeschini, Bachmann, Berglez, Ostermann S. . Auf dem Bild fehlt: Astner

 

Nach vier Jahren im Tiroler Oberhaus stieg die Mannschaft im Jahre 2000 erneut in die LLW ab, ein Absteig der bereits im Jahr davor angekündigt worden ist, zahlreiche Spieler hatten den Verein verlassen bzw. ihre Karriere beendet.

Somit versuchten die Verantwortlichen eine neue, junge Mannschaft aufzubauen, leider ging dieser Versuch aber schief und 2003 ging es für den Verein zum allerersten Mal in die Gebietsliga.

Dort konnten aber die jungen Talente reifen und schafften bereits im zweiten Jahr 2005 den Aufstieg in die Landesliga und als Zweiter hinter dem SV Telfs ein Jahr später sogar den Durchmarsch in die Tiroler Liga.

Der SV Kematen war wieder dort, wo ihn viele seiner Fans sehen wollten, dem Verein bot sich zudem die Möglichkeit zum ersten Mal eine zweite Mannschaft beim TFV anzumelden.

Zwar ging es bereits zwei Jahre später wieder in die LLW zurück, für den Verein aber alles andere als ein Beinbruch, denn parallel wurde nach wie vor an der sportlichen Infrastruktur gearbeitet.

Trainer Samuel Glatz stabilisierte die Mannschaft in der LLW, auch wenn es in seinen zwei Trainerjahren (2008/2009 und 2009/2010) nicht zum Titelgewinn bzw. Wiederaufstieg gereicht hat. Der ehemalige Spieler der Meistermannschaft 1996, Helmut Bertsch, übernahm die Truppe zur Saison 2010/2011, wurde aber im Frühjahr 2011 vom sportlichen Leiter Amir Habibelahian als interimistischer Trainer abgelöst.

In einem spannenden Finish konnten die Führenden Völs und Volders noch abgefangen werden und in einem Endspiel in Zirl machte der SV Kematen den Titelgewinn in der Landesliga West perfekt!

Die Meistermannschaft der Saison 2010/2011: Hinten v.l.n.r.: Zelger Christian, Bucher Andreas, Rosam Stefan, Simeoni Manuel, Ruetz Michael, Weger Stefan; Mitte v.l.n.r.: Tschenett Leo, Habibelahian Amir, Egger Wolfgang, Raitmair Hannes, Kofler Patrick, Bucher Peter, Gruber Alexander, Ostermann Markus, Zangerl Andreas, Plunser Markus, Kovatsch Andreas, Bertsch Helmut; Vorne v.l.n.r.: Lang Daniel, Obmascher Daniel, Leitner Andreas, Ostermann Max, Meischberger Thomas, Bertsch Daniel, Davicevic Milan, Plunser Martin, Caluk Safet

 

Damit gehört der SV Kematen wieder zur „Oberklasse des Tiroler Fussballs“, wo man ab der Saison 2011/2012 erneut auf zahlreiche Tiroler Traditionsvereine treffen wird!

Wieder nur zwei Saisonen später (2012/2013) fehlte ein Punkt auf den Klassenerhalt in der Tiroler Liga, wieder musste man den Gang in die LLW antreten.  Dort konnte mit Markus Schnellrieder ein sehr erfahrener (u.a. Hall, Wörgl, Axams) Trainer verpflichtet werden.

Ein weiterer Meilenstein für den Kemater, aber auch für den gesamten Tiroler Fussball war die Ausrichtung des TFV-Cupfinales 2007, anlässlich der 60-Jahr-Feier des SV Kematen. Unglaubliche 1.300 zahlende Zuschauer wollten sich das Spiel zwischen Telfs und Wattens nicht entgehen lassen. Mit einem 2:0 Erfolg wurde letztendlich die WSG Wattens zum ersten Mal in ihrer langen Geschichte Tiroler Cupsieger!

Das Finale 2007 war den Verantwortlichen des TFV noch in bester Erinnerung, deshalb erging der Wunsch an den SV Kematen auch das Finale 2012 zu veranstalten. Das Finale des TFV Kerschdorfer Tirol Cups zwischen dem FC Kufstein und dem SV Reutte musste nach einem 1:1 Unentschieden im Elfmeterschiessen entschieden werden. Dabei setzte sich der Vertreter der Regionalliga West, Kufstein, durch und konnte den Titel feiern! Diesmal waren 1.000 Zuschauer dabei, eine ordentliche Zuschauerzahl, wenn man bedenkt dass das Finale an einem Mittwoch wegen dem fehlenden Flutlich bereits um 18:00 Uhr angepfiffen wurde.

Dass der Fussball in Kematen einen hohen Stellenwert geniesst kann man auch daran erahnen, dass die Gemeinde unter Bürgermeister Horst Unterpertinger viel Geld in die wunderschöne Anlage investiert. Im Jahre 2007 wurde schliesslich das Mammutprojekt Kunstrasenplatz zu Ende gebracht, so dass nun dem ganzjährigen Fußballspiel nichts mehr im Wege steht.

Zu erwähnen ist vielleicht noch, daß einige Spieler wie Karl Baumstark, Peter Lung, Hans Ostermann, Horst Unterpertinger, Hans Abfalterer, Helmut Weger oder Max Ostermann den Weg in höhere Ligen geschafft haben, außerdem gab und gibt es zahlreiche Spieler, die dem Verein, trotz Angebote, immer treu geblieben sind.

„Enkel mögen kraftvoll walten, schwer Errungenes zu erhalten!“

Unter diesem Motto steht die Zukunft des SV Kematen, auch wenn die Verantwortlichen das Errungene zudem noch ausbauen wollen. Wir sind uns unserer Geschichte und Verantwortung bewusst und blicken positiv in die nächsten Jahre!